Predigt, Goldene Konfirmation am 06.04.2025

Predigt, Goldene Konfirmation am 06.04.2025

Predigt, Goldene Konfirmation am 06.04.2025

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Predigt, Goldene Konfirmation am 06.04.2025

Predigt zum Sonntag Judika- Zur Feier der Goldenen Konfirmation Jahrgang 1975

am 06.04.2025 in der Ev. Bartholomäuskirche Markgröningen

Pfrn. Johanna Tückmantel

Predigttext (bitte vorher lesen): Johannes 18,28- 19,5

Liebe Gemeinde - Shalom -

 

Wer sind ihrer Meinung nach derzeit die Personen und Instanzen, die Autorität genießen?

Überlegen Sie einmal für sich…

Wem glauben die Menschen? In wen setzen sie/Sie ihr Vertrauen? Wer hat Autorität verloren?

 

Das Wort Autorität kommt vom lateinischen auctor bzw. auctoritas und heißt übersetzt so viel wie: Förderer, Beschützer oder Vermehrer. Das ist ein wunderbarer Gedanke: Eine Autorität hat die Aufgabe und Chance, ein Förderer und Beschützer zu sein. Dieses Ziel ist auch Maßstab dafür, ob jemand seine Autorität richtig einsetzt oder missbraucht. Ob jemand eint oder spaltet.

Nun, wir haben gerade gehört, wie sich zwei Autoritäten gegenüberstehen.

Da ist zunächst Pontius Pilatus, der römische Stadthalter. Er hat seine Autorität und Macht aus Kaisers Gnaden. Der Kaiser hat ihn eingesetzt, um Judäa zu regieren, nachdem der zuständige König versagt hat und abgesetzt wurde. Pontius Pilatus hat ständig Angst, abgesetzt zu werden seine Macht zu verlieren. Das macht ihn erpressbar und er wird auch ständig erpresst: Wenn du dies und jenes nicht tust, dann sagen wir es dem Kaiser. Er ist ein Spielball vieler Interessen.

Und er spielt im scheinbar finalen Akt im “Fall Jesus“ eine zentrale Rolle. Er hätte sich wohl gerne auch einen einfacheren Fall ausgesucht als die Sache mit dem doppelten Jesus. Tatsächlich ging es nämlich um zwei Jesusse. Da ist einmal dieser Aufrührer von Nazareth, den ein Teil der jüdischen Obrigkeit weghaben wollte, diesen herumziehenden Rabbi - 

und dann gibt es den anderen Jesus, Jesus Barabas, der im Zusammenhang mit Aufruhr und Mord festgenommen wurde. In den Evangelien spürt man in jeder Zeile den äußeren Druck von Pilatus, der nicht so richtig weiß, wie er mit den beiden Jesus verfahren soll. Doch welche inneren Prozesse Pilatus durchlebt hat, lässt sich eben nicht mit Bestimmtheit sagen.

Die zwiespältige Wahrnehmung von Pilatus rührt daher, dass die Beweggründe, die zu seinem Urteil geführt haben, nicht klar zu bewerten sind. So könnte man sein Handeln so lesen und interpretieren, dass er immer wieder eine Show abzieht und auf verlogene Publicity setzt: Nach der Verurteilung Jesu wäscht er sich öffentlich die Hände, um seine Unschuld zu demonstrieren.

Ja, einige unterstellen ihm eine spöttische Natur, andere Blindheit, wiederum andere schlicht und einfach Feigheit. Er hätte doch anders entscheiden können. Der Stadthalter Gallus hat 20 Jahre später in einer ähnlichen Situation Paulus freigesprochen bzw. öffentlich gesagt: „Innerjüdische Streitereien gehen mich nichts an!“ Pilatus hätte auch so argumentieren können. Er hätte sich anders entscheiden können- und die Frage taucht auf, ob seine Entscheidung falsch und Pilatus böse war, weil es seine Entscheidung ist, die zum Kreuzestod geführt hat. Oder: War er vielleicht einfach nur ein Werkzeug in einem bereits von Gott festgelegten Heilsplan mit dieser Welt?

 

Pilatus steht Jesus gegenüber-

schauen wir auf Jesus und seine Autorität: Jesus besitzt eine andere Macht.

Wir sprechen und glauben an seine göttliche Autorität.

 

Und so ist es unheimlich spannend: Pontius Pilatus führt das Wort König der Juden ein.

Dieses „Jesus ist König“, klang für mich viele Jahre lang ziemlich abgedroschen. Hat an irgendeinen plumpen Stickerspruch erinnert oder eine christliche Schulweisheit, mit der ich im Alltag dann - ganz praktisch - etwa ähnlich viel anfangen konnte wie mit den Differenzial-gleichungen oder den manuellen Logarithmusberechnungen aus meiner Schulzeit.

Doch wenn wir den christlichen Glauben als ein komplexes System an Wahrheiten definieren, und jetzt kommt eine wirklich tolle Metapher- wenn wir den christlichen Glauben als so ein komplexes System an Wahrheiten definieren- ähnlich einem Teller Spaghetti, und dann an diesem einen Spaghetti (Gott ist König) ziehen, dann sehen wir, wie viel anderes noch an diesem einen Spaghetti hängt! Da taucht auf, dass, weil Gott in Christus am Kreuz König ist und war, dies seine Herrschaft und sein Königreich mit sich ziehen. Wir leben in einer Zwischenzeit des „noch-nicht“, und das „schon-jetzt“. Das Reich Gottes ist nahe gekommen, es ist bereits im Wirken und Leben von hier so sichtbar geworden, trotzdem ist es noch nicht vollständig greifbar, denn: Mein Reich ist nicht von dieser Welt, spricht Jesus. An der Spaghetti hängt das neue Leben, hängt die Zukunft. Und wie kommt dieses Reich daher? Wenn Sie sich die Geschichten Jesu und die Botschaft des Evangeliums vor Augen führen – wie zeigt sich seine Autorität?

 

Wir spüren bei Jesus eine Echtheit, Ehrlichkeit und Konsequenz im Handeln. Verlogene publicity und öffentliche Show, die hauptsächlich von den eigenen Schwächen ablenkt, zeigt Jesus nicht.

Jesus zeigt auch im Angesicht des Todes eine Ehrlichkeit und gleichzeitig eine große innere Freiheit. Er lässt sich nicht erpressen. Auch Jesus ist ein Spielball vieler Interessen.

Wenn Jesus wie Pilatus gehandelt hätte, dann hätte er wohl spätestens im Garten Gethsemane seine Macht gezeigt- hätte sich nicht gefangen nehmen lassen...

Hätte wie ein Herrscher sein Reich aufbauen können- wie wir Menschen das immer wieder tun – eine Gesellschaft aufbauen auf Angst, Gewalt, Unterdrückung und Blut.

Doch Jesus tut dies nicht. Jesus hätte seine Wahrheit, das Evangelium, verraten, wenn er sich der Angst, Folter etc. entzogen hätte. Dies tat er nicht! Und so entsteht bei Pilatus eine Ohnmacht, weil er keine Handhabe hat. Er kann am Ende nur Jesu Körper zerstören, aber darum ging es Jesus doch nie. Da ging es um die Idee von Nächstenliebe und anderen lebenswerten Eigenschaften…es ging um Frieden- um ein Reich des: SHALOM!

Ist das nicht ein schöner Gedanke? Alle reden oder erleben Krieg, Tod, Krankheiten und böse Dinge etc. und sehnen sich nach dem Gegenteil.

Gott sei Dank- sehr viele Menschen leben dieses Gegenteil. Denn die Wahrheit ist: Jesu Botschaft ist präsenter als wir denken. Man muss nur genauer hinsehen.

Wir schauen einmal genauer hin und gehen in unsere Gegenwart: Ich stelle Ihnen auch zwei Autoritäten vor, die auch Spielball vieler Interessen sind. Und auch sie standen sich gegenüber- in einem Gottesdienst.

 

Da ist zunächst Donald Trump, der amtierende amerikanische Präsident. Er hat seine Autorität und Macht durch sein Amt, in welches er von Menschen gewählt wurde.

 

Ihm gegenüber steht Mariann Edgar Budde, die erste Frau im Amt der Bischöfin und geistlichen Leiterin der Episkopal Diözese von Washington DC und der Washington National Cathedral.

Im Gottesdienst zur Amtseinführung, Donald Trumps richtete sie sich mit kritischen Worten und der Bitte um Erbarmen, direkt an den Präsidenten.

Woher stammt Ihre Autorität?

Sie schreibt: „Für mich als Christin ist es nie eine Option, die Hoffnung aufzugeben. Ich wage zu glauben, dass Gott auch uns Menschen nie aufgeben wird und dass wir mit Gottes Hilfe, den Herausforderungen, vor denen wir stehen, gerecht werden können. Gemeinsam können wir mit Gottes Hilfe für das Gute in dieser Welt arbeiten. Gemeinsam können wir mit Gottes Hilfe lernen, mutig zu sein!“

 

Mein Reich ist nicht von dieser Welt, spricht Jesus.

Wie kommt dieses Reich daher?

Das Unheil dieser Welt wurde mit Gottes gutem Plan – mit Gottes Wunsch nach „Heilung“ konfrontiert. Gott ist in Jesus Christus König geworden -unter der Königsherrschaft von Christus wird alles heil. SHALOM! Dieses -Heil sein- kann, als alles durchdringender Shalom definiert werden, als ein im Einklang mit Gott sein, am richtigen Ort sein. Etwas von diesem Heil könnten wir heute schon spüren, denn das Reich Gottes bereitet sich unweigerlich aus, wo Jesus sich befindet. Es hat sich im Leben von Christus, seiner Versöhnung und Vergebungsbereitschaft und in seiner Gewaltlosigkeit gezeigt … und sogar als die Menschen Gott selbst am Kreuz töten wollten, kam er nicht zurück, um Rache zu nehmen. Dass Gott selbst immer schon König war und ist, trägt eine hoffnungsfrohe Botschaft in sich: Es bedeutet, dass schlussendlich Gott regiert.

Und das ist im Hinblick auf die Auswüchse der verschiedenen irdischen Regenten beruhigend.

In der Nacht vor seinem Tod 1968 soll der Schweizer Theologe Karl Barth zu seinem Freund am Telefon gesagt haben: Ja, die Welt ist dunkel! Nur ja die Ohren nicht hängen lassen. Nie! Denn es wird regiert, Nicht nur in Moskau oder in Washington oder in Peking, aber ganz von oben, vom Himmel her!

Shalom ist eines der Schlüsselwörter, die wir in der Bibel finden können, und beschreibt die Erlösung, die Wiederherstellung aller Dinge, in Versöhnung und Frieden.

Aus der Wurzel des Wortes Shalom wird auch das Wort „schalem“ gebildet. Was bedeutet ganz vollständig. Wenn man eine Person fragt, wie es ihr geht, fragt man ma shlomcha (ma schlomcha)? Wie ist dein Frieden? Eine wunderbare Frage, die man sich auch in anderen Sprachen öfters einmal stellen sollte: „Wie steht es eigentlich momentan gerade um deinen Frieden?“ Shalom erzeugt ein alles umfassendes Wohlbefinden sowohl physisch wie psychisch, sozial und spirituell. Es ist der Zustand, der in der Welt in uns sowie zwischen uns und Gott entsteht, weil die Beziehungsebene in Ordnung gebracht und in den ursprünglich gedachten Zustand versetzt wurde. Dass dieses werden in unserer Welt nie vollständig abgeschlossen sein wird, liegt auf der Hand, und die Abwesenheit dieses Friedens lässt sich unschwer überall erkennen. Im Zustand ganzer Gesellschaften, im Zustand von Nationen, aber auch im Zustand von unserem eigenen Leben und im Zustand unseres Herzens. Aber wenn man sich einmal die Brille des Schalom anzieht, und damit die biblische Großwetterlage checkt, entdeckt man überall am Horizont die Spuren dieses Friedens. Shalom ist viel mehr als persönliches. Heil!

Er ist Frieden, Integrität, Gemeinschaft, Harmonie und Gerechtigkeit. Der Reichtum dieses Begriffes wird deutlich aus Psalm 85 Vers, elf: das Güte und Treue, einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede, sich küssen; das Treue auf Erden, wachse und Gerechtigkeit vom Himmel schaue. Die Botschaft von Jesus ist ein Friedensreich- ein allumfassender Friede- eine nie versiegende Quelle des Friedens.

Gott wurde Mensch, Ecce Homo! Seht, welch ein Mensch! (Johannes 19,4-5)- so wie wir Menschen sind- und auch wir sind herausgefordert: „Und wenn ihr ein Haus betretet, dann mit den Worten: Der Friede sei mit euch!“ Mt. 10,12

Mariann Edgar Budde schreibt:

Ich möchte Zeugnis ablegen für eine Form des Christseins, die anerkennt, dass alle Menschen nach dem Bilde Gottes geschaffen sind, und die sich darum bemüht, Jesus nachzufolgen auf seinem Weg der Liebe, der Demut und des Mitgefühls.

Es sind die kleinen großen Wunder, wenn man es schafft, in den Stürmen des Lebens und dem Unfrieden, den Mitmenschen an einen herantragen, oder den man oft auch selbst streut, die Seele immer wieder von Gott befrieden zu lassen. Gottes Shalom nachzugehen- nachzufolgen- in Liebe, Demut und Mitgefühl - nicht bitter zu werden, nicht zurückzuschlagen, sich wieder zu versöhnen und immer wieder mutig vorwärts zu taumeln, fröhlich, ja, dem Vorbild von Christus folgend: Ihm hinterher. Es ist meine tägliche Entscheidung, ob ich Friede oder Krieg säen möchte.

Fragen Sie sich: Wie reagiere ich auf „Anfeindungen“? Wie auf das Geschwätz der Leute, auf herausfordernde Mails? Ich schreibe immer zuerst eine Mail, um Dampf abzulassen- die ich nicht abschicke- aber es tut meiner Seele gut, Dinge auch zu benennen. Doch dann warte ich, bis es ruhiger ist in mir- spreche darüber, bete- bis so etwas wie Shalom einzieht in meine Gedanken …und dann wird geantwortet. Immer wieder gehe ich diesen Weg, nicht nur an dieser Stelle; da ich mich entschieden habe, dem Weg Jesu zu folgen. Ich besinne mich immer wieder, nachdem ich angegriffen wurde, einer friedfertigen Reaktion. Es liegt eine geheimnisvolle Kraft darin,

in bestimmten Situationen auf das vermeintliche Recht zu verzichten, Recht zu haben und uns nicht selbst Gerechtigkeit zu verschaffen, auch wenn man in manchen Situationen natürlich definitiv für etwas aufstehen und die Stimme erheben muss.

Am Ende ernten wir, was wir säen.

Es sind Friedensblumen, die ich im Rückblick auf meinem Wege sehen möchte, gerne einen ganzen zugewucherten Friedenshain voller Friedensblumen!

Shalom – wem räumen Sie eine Autorität in ihrem Leben ein? In wen und welchen Weg

setzen sie/Sie ihr Vertrauen? Wer sollte an Autorität verlieren?

 

Gottes Autorität zeigt sich in seiner Liebe.

die Krone besteht aus Dornen.

das Zepter ist der Hirtenstab.

der Weg ist Dienen.

die Kraft ist Liebe.

Gottes Friedenshain ist grenzenlos.

Möge Gott, uns die Kraft und den Mut geben, die würde jedes Menschen zu respektieren,

in Liebe, die Wahrheit zu sprechen und in Demut zu leben, miteinander und mit unserem Gott, zum Wohl aller Menschen, in diesem Land und in aller Welt.

Möge Gottes Reich der Wahrheit und der Liebe unter uns Gestalt annehmen.

 

 

Ihre Pfarrerin Johanna Tückmantel

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